Warum Schwarmbeuten?
Das ist natürlich für jede Imkerin und für jeden Imker ein Verlust (auch rein wirtschaftlich betrachtet). Es tut mir dann aber auch immer im die Völker leid, denn nur selten überleben solche Schwärme den ersten Winter, spätestens im zweiten Winter hat sie im Allgemeinen die Varroamilbe dahin gerafft. Aus diesem Grund experimentieren wir seit einiger Zeit mit sogenannten „Schwarmbeuten“. Ich versuche also den entkommenen Schwärmen so ein wunderschönes, neues Heim anzubieten, dass sie freiwillig einziehen. Und eines kann ich schon verraten: Es hat schon geklappt!
Wie machen wir dies? Vorweg möchte ich sagen, dass ich die meisten Informationen einem meiner Lieblings-Bienen-Werke entnommen habe: „Die Bienendemokratie“ von Dr. Thomas Seeley. Verfeinert haben wir das ganze durch Internetrecherche und eigene Ideen.
Die Beute
Dr. Thomas Seeley hat durch wissenschaftliche Forschung herausgefunden, dass das ideale Bienenheim ein Volumen von 35-40L fassen sollte. Glücklicherweise sind unsere Ablegerkästen dafür ideal! In diese passen 8 Rähmchen, und Boden und erste Zarge sind aus einem Stück, weshalb die Montage und der Transport recht leicht sind. Ich verwende ausschließlich Anlegerkästen, die ich bereits einmal benutzt habe! Dies ist sehr wichtig, da sich Bienen stark an Gerüchen orientieren, und der Duft ihnen quasi verrät, dass dieser Platz als neues Heim geeignet ist (sonst hätte ja nicht schon einmal hier jemand drinnen gewohnt, könnte man sagen).
Das Einflugloch
Vor das normale Einflugloch montiere ich ein Stück Holz, das in verschiedenen Dimensionen durchbohrt ist – ich finde runde Öffnungen wirken natürlicher, als lange, quadratische Öffnungen, daher der Bohrungen. Seeley schreibt, dass Bienen etwa 15cm² als Einflugöffnung bevorzugen – ich habe mir die Summe der Durchmesser ehrlich gesagt noch nie ausgerechnet, aber schätzungsweise kommt es etwa hin. Da ich extra auch etwas größere Einfluglöcher mache, jedoch nicht möchte, dass sich z.B. Vögel einnisten, schlage ich große Nägel quer durch. Das Holz mit den Einfluglöchern montiere ich so, dass ich dahinter noch ein Gitter einschieben kann, um die Beute Bienendicht verschließen zu können, wenn ein Volk eingezogen ist. Das ist jedoch optional. Alternativ kann man dann davor einfach ein größeres Holz mittels eines Zurrgurtes befestigen, um die Schwarmbeute transportfertig zu machen.
Die Inneneinrichtung
Auf die Wände innen streiche ich zusätzlich noch Propolis, um den Duft zu verstärken. Entweder nimmt man dazu festes Propolis, das man mittels Flämmer schmilzt, oder alternativ tröpfelt man Propolistinktur hinein. Außerdem reibe ich die Wände und den Boden noch mit Zitronenmelisse aus meinem Garten ein – dies mache ich jedoch erst ganz am Schluss, kurz bevor ich die Beute montiere. Manchmal lasse ich sogar einige Zweige in der Beute liegen. Häufig liest man, dass dafür Zitronengrasöl verwendet wird – das mache ich jedoch nicht. Zitronengras ist bei uns nicht heimisch, ich verwende lieber einen Geruch, den die Bienen aus ihrer eigenen Umgebung quasi schon kennen.
Damit beim späteren Abtransport des eingezogenen Schwarmes (ihr merkt: ich bin optimistisch), nicht s schief geht, habe ich den Schwarmbeuten außerdem immer Abstandhalter montiert. Ganz außen gebe ich eine, maximal zwei alte, ehemalige Brutwaben hinein.
GANZ WICHTIG:
Ansonsten kommen in die Beute nur Oberleisten hinein, auf die ich (wenn ich mir die Zeit dafür genommen habe) jeweils einen Wachsstreifen montiert habe. Wachsstreifen an einer Seite so warm machen, bis das Wachs beinahe schmilz, dann fest auf’s Holz drücken und von da an, nur noch ganz vorsichtig mit den Oberleisten umgehen, damit er nicht wieder abfällt.
Was sind die 3 wichtigsten Punkte einer Immobilie? 1. Lage – 2. Lage – 3. Lage!
Deckel drauf, fertig ist die Schwarmbeute. Die Imkerin, bzw. der Imker ist jetzt doch noch nicht fertig. Denn nun gilt es noch einen geeigneten Platz auszumachen. Ich suche dabei immer nach Plätzen, die gewisse Eigenschaften aufweisen:
Und dann heißt es warten, und jede Woche, spätestens alle 2 Wochen vorbei schauen. Ob ein Volk einzogen ist, oder nicht, merkt man im Normalfall recht schnell, wenn man das Flugloch untertags einige Minuten lang beobachtet. Herrscht Flugbetrieb, ist ein Volk eingezogen – wenn es sich dabei auch nicht immer um ein Bienenvolk handelt. Einmal ist uns schon ein Hornissenvolk eingezogen! War allerdings auch toll! Denn da diese Insekten bei uns auf der Roten Liste stehen, haben wir ihnen ihr neues Zuhause einfach gelassen und unter „gute Tat für den Naturschutz“ verbucht 😉
5.6.2019, by Helene Polak