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Der Winter 2017/18 - Ein Rückblick

Endlich ist es soweit: Der Winter dürfte wohl endlich klein bei gegeben haben, Frühling und Sommer sind die neuen Platzhirsche, und die Bienen konnten endlich, endlich, Anfang April ausgewintert werden. Zeit für eine ausgiebige Rückschau und ein kurzes Resümee zu dem vergangenen Super-Winter.
Noch gibt es keine offiziellen Zahlen (die Winterverluste werden in Österreich erst mit dem Stichtag 30. April erhoben), doch was man so hört, dürfte es auch heuer wieder Ausfälle von über 25% geben. Wenn dem so sein sollte, würde dies bedeuten, dass rund 1/4 aller österreichischen Bienenvölker den Winter nicht überlebt haben. Zur Verdeutlichung: „normal“ wären Verluste von etwa 10%. Wie es aussieht, hatten wir insofern wirklich noch Glück im Unglück. Aber nicht so schnell, ich greife voraus…

Der Herbst

…war ja eigentlich recht unspektakulär. Unsere Bienen hatten aufgrund des langen, milden Herbstes mehr als genug Futter eingelagert und auch die Varroamilbe hatten wir gut im Griff. Nach unserem Geschmack hätte es zwar ruhig etwas früher Nachtfröste geben können, die zu einer früheren Einstellung der Bruttätigkeit geführt hätten, aber eigentlich gab es keinen Grund zur Beschwerde. Und schließlich gab es ja dann bei uns am Osterberg auf knapp 800m Höhe Mitte November dann doch mal etwas Schnee, Ende des Monats sogar bis in die Niederungen hinab, auch an unserem Bienenstand am Eichberg auf ca. 400m Seehöhe. Doch mit dem, was dieser Winter noch bereit halten würde, hatte niemand gerechnet.

 

Jahrhundertsturm Yves

Der erste & größte Schlag traf uns – zusammen mit vielen, vielen anderen Landwirten in unserer Region – in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember. Die Ausläufer des Sturmtiefs „Yves“ trafen uns mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 140km/h. Noch dazu in Form von Südföhn – eine eher unübliche Windrichtung in unserer Gegend. Das Chaos war vorprogrammiert!

Nur zur Verdeutlichung: Alleine in unserer Gemeinde, Leutschach an der Weinstraße, mussten die fleißigen Mädls & Jungs der Freiwilligen Feuerwehr in dieser Nacht bis in die Morgenstunden mehr als 24 Mal ausrücken, um umgefallene Bäume von Häusern, Stromleitungen und den Straßen zu bergen, oder um abgedeckte Dächer zu sichern. In den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg sind insgesamt mehr als 150.000m³ Wald (Quelle: Agrar.Steiermark) umgestürzt (wobei man anmerken sollte, dass großflächig nur Fichten-Monokulturflächen betroffen waren) und über 10.000 Haushalte waren Stunden bis Tage ohne Strom. Und da auch bei uns am Berg mehrere Bäume auf Stromleitungen gestürzt waren, hatten auch wir keinen Strom – und das gleich für mehrere Tage!

Aber das war (leider) nicht der einzige Schaden, den „Yves“ bei uns verursacht hat. Bereits am Dienstag dem 12. Dezember bekamen wir von dem befreundeten Biobauern Mathias Schwiemann, auf dessen Grund sich unsere beiden Bienenstände am Eichberg befinden, einen Anruf: „Ein Stock liegt komplett zerlegt auf der Wiese unter’m Apfelbaum. Rauf kann ich nicht schaun‘. Keine Zeit – mir hat’s das halbe Dach abgedeckt,…“

 

„Der Anblick war ein Schock!“

Tatsächlich: der erste Bienenstock von unserem Wirtschaftsstand am Eichberg war umgekippt, doch die Rähmchen waren nicht hinaus gestürzt, das Volk saß noch in einer Traube zusammen & war mit wenigen Handgriffen wieder aufgestellt. Es sah gut aus – welchen Schaden das Volk davon behielt, würde sich jedoch erst im Frühjahr zeigen. Den Anblick, der sich mir bot, als ich jedoch zu unserem Ablegerstand auf der oberen Obstwiese kam, werde ich nie vergessen: Hier, wo unsere Bienenstöcke relativ geschützt direkt am Waldrand stehen, mit romantischem Blick auf wunderbare Streuobstwiesen und in die Arnfelser-Ebene hinein, herrschte das pure Chaos. Bereits von weitem sah ich die riesige Kiefer, die neben dem Weg umgestürzt war, daneben eine sicherlich 50cm dicke Fichte, die der Sturm auf etwa 3m Höhe einfach abgerissen hatte. Die alten, zum Glück nicht mehr in Verwendung befindlichen Stromleitungen lagen quer am Boden. Unterhalb des Bienenstandes gab es keinen Waldrand mehr. Sicherlich über 15 durchaus ansehnliche Bäume lagen kreuz und quer, wie Mikado-Stäbchen ineinander verkeilt. Als hätte ein Riese eine Bowlingkugel den Waldrand endlang gleiten lassen. Und als Pins hatten unsere Bienenstöcke herhalten müssen! Nur 2 der insgesamt 10 Bienenstöcke standen wie zuvor an ihrem Platz. 5 hatte es die schweren Deckel davon geweht, wodurch sie die ganze Nacht über offen gestanden hatten. Und bei 3 war es überhaupt das absolute Desaster: sie waren komplett umgeworfen worden, die Rähmchen lagen zum Teil wild verstreut im Wald, noch 20m weiter habe ich Teile unserer Beuten gefunden.

Doch auch unsere anderen Bienenstände waren betroffen. Auf jedem unserer Bienenstände hatten wir fortgewehte Deckel, und das, obwohl die an und für sich schon sehr schweren Hartholz-Metalldeckel zusätzlich noch beschwert waren. Aber 140km/h sind eine Kraft, der eben nicht leicht etwas standhält. Jetzt im Nachhinein kann ich sagen, wir hatten Glück im Unglück, denn kein Baum ist auf unseren Stöcken gelandet, und da wir offensichtlich super gesunde und kräftige Bio-Bienen haben, haben die meisten diesen Schock trotzdem gut überstanden. Ich weiß, dass es in der Region andere Imker wesentlich härter getroffen hat. Trotzdem: der Tod von mindestens 3 unserer Bienenvölker geht auf das Konto von „Yves“.

Doch damit war der Winter ja wie wir alle wissen noch lange nicht vorbei – ganz im Gegenteil!

Im November gab’s das erste bisschen Schnee am Osterberg.
Der Anblick der abgedeckten und umgefallenen Bienestöcke war schon von Weitem ein Schock!
Dieser Bienenstock ist so glücklich gefallen, dass die Wintertraube erhalten blieb & das Volk gerettet werden konnte.
Hier war der Schaden zu groß. Das Bienenvolk war nicht mehr zu retten.

Der Winter naht

Im Februar/März, hat es bei uns am Osterberg insgesamt über 1,50m Schneefall gegeben. An vielen Stellen war die Schneedecke über 1m dick. Und unsere Bienenstöcke? Wurden komplett eingeschneit! Das ist sowohl Fluch, wie auch Segen, in dieser Situation. Segen, weil so unsere Völker vor den heurigen Tiefstwerten von -18°C gut isoliert waren – mit ein Grund, warum bei uns kein Volk verhungert ist! (Kleine Info am Rande: Bienenvölker erfrieren bei ausreichender Volksstärke nicht, sie verhungern höchstens.) Ein Fluch jedoch auch, weil unsere Bienen über ein Monat nicht ausfliegen konnten, um ihre Kotblase zu entleeren, was zu gröberen gesundheitlichen Problemen führen kann.

Aufgrund dieses ewig langen Winters konnten wir dann erst Anfang April auswintern – und ihr könnt euch gar nicht vor stellen, wie sehr es uns schon in den Fingern gejuckt hat. Wie viele würden zuerst den Sturm und dann die lange anhaltende Kälte überstanden haben? Würden wir uns den Horrormeldungen die bereits von Kollegen hörte anschließen?

 

Nein! Müssen wir nicht!

Der heurige Ausfall liegt bei uns bei etwa 12%, also „nur“ 2% über dem Normalwert. Zieht man jene Völkerverluste ab, die sich direkt und mit absoluter Sicherheit auf den Sturm zurück führen lassen, lägen die Verluste bei nur 8%. Und rechnet man außerdem jene dazu, bei denen wir annehmen, dass die Aufgrund des Sturmes zu sehr geschwächt wurden, lägen wir noch um einiges darunter.

Kurz gesagt: Ja, es war ein harter Winter auch für unsere Bienen. Einige haben nicht überlebt, andere sind schwächer, als es hätte sein müssen. Doch die meisten sind stark und gesund – einigen haben wir sogar bereits eine weitere Zarge aufsetzen können. Wir sind also dankbar, und stolz auf unsere robusten Bio-Carnica-Bienen & blicken optimistisch in die neue Saison!

 

18.4.2018, by Helene Polak

Im März hatten wir am Osterberg so viel Schnee, dass wir die Bienenstöcke frei schaueln mussten.

Hübsch war es ja – wir sind trotzdem froh, dass der Winter endlich vorbei ist!

Ist es warm genug, fliegen die Bienen auch im Winter aus, um ihre Kotblase zu entleeren & vor allem, um etwas zu trinken!

Hier zu beobachten bei unserem Bienenstand am Osterberg, am 5. Dezember 2017.